Donnerstag, 18. September 2025

Kritik ist nicht gleich Hate



Hallo meine Lieben,

wir leben in einer Zeit, in der Meinungen öffentlich geteilt, kommentiert und diskutiert werden, sei es auf Instagram, LovelyBooks, TikTok oder Blogs.

Wir kennen es alle: Du postest voller Stolz deine Meinung zu einem Buch, einem neuen Projekt oder einem Beitrag, an dem dein Herzblut hängt, an dem du stundenlang gearbeitet hast und dann trudelt der erste Kommentar ein, der nicht den Vibe hat, den du dir erhofft hast.
Dein Puls steigt, du fühlst dich angegriffen und im Kopf hallt nur ein Gedanke wider: „Was soll der miese Kommentar?“

Doch Moment mal!
Nicht jede Kritik ist gleich Hate und genau hier liegt der Knackpunkt.
Nicht jede Meinung, die dich trifft oder dein Werk in einem kritischen Licht darstellt, ist Hate.

Oft ist es schlicht eine andere Perspektive oder ehrliches Feedback, auch wenn die Wortwahl nicht nach Zuckerguss und Regenbogeneinhorn klingt.

In der Buch- und Bloggerwelt, wo Leidenschaft und Emotionen aufeinandertreffen, verschwimmen diese Grenzen oft. Schnell fällt das Wort „Hate“.


Kritik als Chance zum Wachsen


Wenn du Herzblut in ein Projekt, einen Post oder ein Buch gesteckt hast, fühlt sich jede kritische Stimme im ersten Moment wie eine persönliche Beleidigung an.
Kritik fühlt sich selten angenehm an. Sie triggert unser Ego und das Bedürfnis, gemocht zu werden. Kritik ist unbequem, aber wichtig.
Aber konstruktive Kritik verfolgt ein Ziel: Dir Feedback zu geben, damit du besser werden kannst und aus Fehlern lernst.

Merkmale konstruktiver Kritik:

Sie bezieht sich auf dein Werk oder Verhalten, nicht auf dich als Person.

„Deine Rezension war mir etwas zu spoilerlastig, vielleicht könntest du beim nächsten Mal einen Warnhinweis setzen.“
Sie ist konkret. Du weißt genau, was gemeint ist.

„Das Bild ist etwas dunkel, ein heller Hintergrund würde dein Produkt besser in Szene setzen.“
Sie wird respektvoll formuliert, auch wenn sie direkt ist.

„Die Handlung war mir zu sprunghaft, ein Kapitel mehr hätte geholfen.“
Sie ist konkret und nachvollziehbar.

Konstruktive Kritik ist wie ein Spiegel: Manchmal sieht man darin Dinge, die man nicht sehen will, aber sie helfen einem, sich weiterzuentwickeln.
Lies Kritik zweimal, bevor du reagierst. Beim ersten Mal emotional, beim zweiten Mal rational. Es geht um dein Werk, nicht um dich.

Du musst auch nicht jede Kritik annehmen. Das entscheidest du, ob es dir hilft dich zu verbessern oder ob du in einen Austausch gehen willst, was dein Gegenüber genau meint.

Hate – wenn es nur noch verletzen soll


Hate ist eine ganz andere Baustelle. Hate ist das Gegenteil von konstruktiver Kritik.

Hier geht es nicht um Verbesserung, sondern nur darum, dich kleinzumachen und zu verletzen. Oft versteckt hinter Fake-Accounts, Pseudonymen und hinter der „Anonymität des Internets“ und ohne Argumente.

Hater greifen dich als Person an oder formulieren ihre Meinung so, dass sie absichtlich verletzend ist.


„Du hast keine Ahnung, wie kannst du überhaupt einen Blog führen? Lösch dich!“
„Du bist dumm wie Brot!“
„Kauf dir ein neues Leben!“
„Das ist der größte Mist, den ich je gesehen habe.“
(hier finden sich unzählige Beispiele für Hate, die in Richtung Beleidigung gehen)

Hate sind Beleidigungen, ohne sachlichen Hintergrund und Provokationen, die nur Drama erzeugen sollen.
Hier musst du nicht diskutieren oder rechtfertigen. Blockieren, Melden, (ggf. sogar Anzeige schalten, wenn es Richtung Stalking und weiteren Beleidigungen geht).

Energieverschwendung hilft niemandem, außer dem Troll, der sich daran erfreut.
Du bist niemandem eine Rechtfertigung schuldig, wenn die andere Seite nicht an echtem Austausch interessiert ist.


Warum bestimmte Wörter kein Hate sind


Ein häufiges Problem in der Buch- und Bloggerwelt ist, dass klar formulierte Meinungen sofort als „Hate“ abgestempelt werden. Dabei sind Worte wie langweilig, vorhersehbar, überbewertet oder nicht meins keine Beleidigungen, sondern einfach Ausdruck einer persönlichen Wahrnehmung.

Worte sind nicht dein Feind

Das Problem entsteht oft, wenn Leser:innen und Autor:innen zu stark emotional reagieren.
Ein Werk – egal, welcher Art – ist oft ein Herzensprojekt. Sobald du es veröffentlichst, gehört es auch der Öffentlichkeit. Und die darf sagen: „Das war nichts für mich.“

Das bedeutet nicht, dass du als Mensch schlecht bist. Nur, dass dein Werk nicht jeden Geschmack trifft.
In der Buch- und Bloggerwelt werden klare Worte oft vorschnell als „Hate“ abgestempelt. Dabei sind viele Begriffe rein beschreibend und spiegeln die persönliche Wahrnehmung wider.

Wenn jemand sagt: „Ich mag keine Oliven“, schreist du ja auch nicht: „WIE KANNST DU MEIN ESSEN HASSEN?!“

Beispiele:
„Ich fand den Plot vorhersehbar.“ → Feedback, nicht Angriff.

„Ich konnte mit der Hauptfigur nichts anfangen.“ → Subjektive Meinung, völlig legitim.

„Langweilig“→ Heißt nicht: „Der Autor ist langweilig“, sondern: „Die Geschichte hat mich nicht gepackt.“. Es ist Kritik, kein Hate.

„Oberflächlich“→ Beschreibt, dass Charaktere, Themen oder Handlungen nicht tiefgehend ausgearbeitet wurden. Das ist eine Beobachtung, kein Angriff auf dich als Person.

„0815“→ Bedeutet: etwas wirkt austauschbar, vorhersehbar oder zu oft gesehen. Es sagt nichts über deine Fähigkeiten aus, nur, dass das Werk in diesem Fall nicht herausgestochen hat.

„Abschreckend“→ Beschreibt, dass etwas eine Barriere geschaffen hat, z. B. ein Cover, ein Klappentext oder ein Schreibstil. ODER
→Warnsignal, weil z.B. eine Kultur/Ort/Religion falsch darstellt wird, dass es respektlos ist. Hier wird „abschreckend“ nicht als persönlicher Angriff genutzt. Der Kommentar kritisiert nicht die Person selbst, sondern die Wirkung des Bildes auf andere Betrachter.
Das Wort beschreibt, dass die Darstellung potenzielle Leser abschrecken kann, weil sie eine Kultur/Ort/Religion herabwürdigt oder respektlos behandelt. Solche Kommentare weisen auf ein Problem im Content hin, nicht auf den Menschen dahinter.

„Wirkt kopiert“ / „Diese Szene wirkt 1:1 übernommen“ → Solche Aussagen sind oft heikel, werden aber in der Regel nicht als Hate gemeint, wenn sie sachlich bleiben. Leser:innen merken, dass eine Szene sie stark an ein anderes Buch/Film/Serie erinnert. Das bedeutet nicht automatisch, dass der Autor absichtlich kopiert hat, sondern nur, dass der Eindruck von fehlender Originalität entstanden ist. → Hier gilt: Wenn der Ton neutral bleibt und keine Unterstellung kommt („Du hast geklaut!“), ist das legitime Kritik oder sogar ein Lob, weil der Vibe Nostalgie zu einem anderen tollen Werk auslöst.

In einer Welt voller Social Media ist es normal, dass Meinungen aufeinandertreffen. Nicht jede Kritik ist böse gemeint und nicht jedes klare Wort ist ein persönlicher Angriff.

Kritik im Alltag – ein normales Werkzeug zum Wachsen

Kritik begegnet uns Tag für Tag. Im Alltag außerhalb von Social Media haben wir ihn immer um uns herum. Grade deshalb tut es besonders weh, wenn etwas kritisiert wird, was wir lieben.
Und nicht jede Kritik dient dazu, uns persönlich fertig zu machen.

Kritik im Job:

Wenn dein Vorgesetzter dir sagt, dass deine Präsentation zu unstrukturiert war, möchte er dich nicht beleidigen.
Er gibt dir Feedback, damit du beim nächsten Mal klarer und überzeugender auftrittst.
Würde er schweigen, würdest du den Fehler wiederholen und hättest keine Chance, dich weiterzuentwickeln.

Kritik in der Schule:

Wenn ein Lehrer dich darauf hinweist, dass du im Unterricht gestört hast, ist das keine Boshaftigkeit.
Es ist eine Form von Kritik, die dir zeigt, wo dein Verhalten nicht passend war.
Ohne solche Rückmeldungen würdest du nicht wissen, wie du dich verbessern kannst.

Genauso funktioniert es bei Bloggern und Autoren.
Eine kritische Rezension oder ein Feedback zu einem Blogbeitrag hat den gleichen Kern:
Es zeigt dir, was andere wahrnehmen, damit du wachsen kannst.
Nur weil dir jemand sagt: „Die Charaktere wirkten etwas oberflächlich“, bedeutet das nicht, dass er dich nicht mag, sondern dass er dir einen Hinweis gibt, wo du beim nächsten Mal stärker werden kannst.

Das Missverständnis: Emotionen vs. Worte


Wenn wir viel Herzblut in etwas stecken, neigen wir dazu, jede Kritik persönlich zu nehmen. Das ist menschlich.

Ein Beispiel:

Wenn jemand schreibt: „Das Buchcover wirkt auf mich abschreckend.“, heißt das nicht, dass dein Geschmack oder du als Autor:in „falsch“ bist. Es bedeutet nur, dass diese Person durch das Cover nicht angesprochen wurde und es Elemente enthält, die die Person auf Abstand hält.
Ein anderer Leser kann das Cover gleichzeitig großartig finden.


Ein Autor postet ein Bild von sich bei einer Lesung.
Jemand kommentiert: „Du siehst auf dem Bild total abschreckend aus.“

Das ist kein Feedback, sondern ein direkter Angriff auf die Person.
Hier wird „abschreckend“ genutzt, um jemanden runterzumachen und sein Äußeres zu bewerten, ohne jeglichen konstruktiven Mehrwert. Das ist verletzend und fällt klar in die Kategorie Hate, weil es nicht um die Sache, sondern um den Menschen selbst geht.

Wenn jemand sagt: „Der Geruch von Pilzen schreckt mich ab“, ist das keine Beleidigung gegen alle Pilzliebhaber, sondern schlicht eine Geschmackssache.

Kritik souverän meistern


Durchatmen.
Nicht sofort antworten.
Lass die ersten Emotionen abklingen.

Analysieren:
Ist es konstruktiv? → Zuhören und ggf. darauf eingehen.
Ist es Hate? → Blockieren und weitermachen.

Trennen lernen:
Kritik = Meinung über dein Werk.
Hate = Angriff auf dich.

Dankbarkeit üben: Selbst harte, aber faire Kritik kann dir helfen, zu wachsen.
Grenzen setzen: Deine Plattform, deine Regeln. Niemand muss toxische Kommentare dulden.

Nicht jedes Wort, das uns trifft, ist automatisch Hate.
Begriffe wie oberflächlich, 0815 oder abschreckend sind beschreibende Bewertungen, keine persönlichen Angriffe.
Wenn wir lernen, Kritik nüchtern zu betrachten, öffnen wir den Raum für ehrlichen Austausch und reduzieren unnötiges Drama in der Community.

Denn am Ende profitieren wir alle von ehrlicher Kommunikation. Leser:innen fühlen sich ernst genommen, Blogger:innen wachsen und Autor:innen bekommen Feedback, das sie weiterbringt.

Kritik ist nicht der Feind. Hate schon.





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