Lesen ist Leidenschaft.
Lesen ist Gemütlichkeit.
Lesen ist Geborgenheit.
Lesen ist Flucht aus dem Alltag.
Lesen ist Liebe. Liebe zu Charakteren, Welten, Geschichten und den Menschen, die sie erschaffen haben.
Diese Liebe lässt uns neue Bücher entdecken und für viele ist es der Grund, wieso sie mit dem Bloggen angefangen haben. Aber auch der Wunsch sich auszutauschen.
Heute lesen wir nicht mehr allein.
Als ich noch zur Schule ging – wie lange das her ist, lassen wir einfach mal offen –, war Lesen etwas für Außenseiter. Nerds. Einzelgänger. Für Leute, ohne Freude.
Es gab keine Buddyreads oder Lesetreffen für Teenies.
Es gab Lesetreffen für Erwachsene, ab 40 (oder älter) mit Bücher, die ich zu der Zeit nie gelesen hätte und zum Vorlesen für kleine Kinder oder Erstleser. Dazwischen gab es irgendwie nichts.
Zumindest habe ich nichts davon in der Bücherei bei mir im Ort mitbekommen, wenn es Aushänge gab und ich war fast täglich dort.
Instagram, Tiktok, Facebook und Co hat viele Lesende zusammen gebracht. Lesen ist sichtbar geworden.
Lesen ist nicht mehr alleine sein und doch war Lesen noch nie so stressig, seit man Social Media hat.
Denn der Lesedruck wächst.
Immer Up to Date sein.
Immer das Neueste gelesen haben, um mitreden zu können oder um nicht gespoilert zu werden.
Wenn das Hobby zur Verpflichtung wird
Wenn man bloggt, möchte man all den Geschichten und Autor*innen seine Aufmerksamkeit schenken, möchte gleichviel Werbung machen, zeigen, was einen begeistert hat und was man liebt.Doch wenn man versucht, auf jeden Zug, jede Challenge, jede Rezensionsanfrage oder jedes Release oder Coverreveal aufzuspringen und mitzumachen, hat man Unmengen an Fotos oder Reels zu machen. Da kommt ein Berg an Arbeit zusammen.
Dann sind da nicht mehr nur dreihunder Seiten zu lesen, sondern mehrere tausend. Dazu muss die Zeit da sein, um nicht nur zu lesen und Bilder/Videos zu machen, sondern auch die Beiträge zu schreiben und die Rezensionen.
All dieses Sachen werden zur Verpflichtung. Und zum Stress. Neben dem normalen Alltag.
Das Lesen wird kein Spaß mehr, sondern eine Pflicht.
Entscheidungsstress & SuB-Druck
Dazu kommt der nächste Punkt: Durch Social Media entdeckt man Bücher, die man so im Laden alleine nie entdeckt hätte, weil sie nicht ausliegen.Es gibt so viele Bücher zur Auswahl, dass sich auch da Stress einschleichen kann. Denn was soll man zuerst lesen?
Lieber die Fantasygeschichte mit dem lustigen Dämon als Sidekick?
Die neue Sport-Romance?
Oder lieber die New Adult Story mit dem Trope Haters to Lovers?
Oder doch lieber die SuB-Leiche, die seit 600 Tagen auf dem Stapel der Schande liegt?
Die Liste mit „Muss noch gelesen werden“ wächst und wächst und dann kommt man mit dem Lesen kaum noch hinterher.
Aus Genuss wird Pflichtprogramm.
Der mentale Druck hinter dem Lesestapel
Lesedruck ist nicht schön.Lesedruck kann die Leseflaute fördern. Denn wie soll man sich entscheiden, wenn einen alles anspricht und gleichzeitig nichts?
Dazu der Druck etwas zeigen zu „müssen“. Das Gefühl, dass die aktuellen Titel nicht „hype“ genug sind, um relevant zu bleiben. Das Gefühl, dass man „liefern muss“.
Und schnell haben wir einen Erwartungsdruck an uns selbst. Wir haben keine Kraft mehr, keine Energie und fühlen uns von Social Media ausgebrannt.
Leseflaute.
Bourn Out vom ständigen Vergleichen.
Und dann wird Lesen nicht mehr mit Gemütlichkeit in Verbindung gebracht, sondern ist eine Pflicht geworden, wie den Abwasch zu machen, den Müll raus zu bringen oder die Pflichtlektüre zu lesen, die uns nie interessiert hat, wie in der Schule.
Zurück zum Lesegenuss – wie geht das?
Dabei ist Lesen ein Hobby.
Verdienst du damit Geld? Nein? - Dann entspann dich.
Hast du jemanden eine feste Zusage gemacht für Rezensionen? Nein? - Dann entspann dich.
Hast du den Überblick über deine Abgabetermine verloren und wofür du alles Rezensionen schreiben sollst? - Nimm dir die Zeit und gehe alles durch, notiere dir im Kalender, wann die Frist ist oder sprich mit Verlagen und Autor*innen, ob du mehr Zeit bekommst.
Und manchmal muss man unter all den Sinneseindrücken, all den Neuerscheinungen, Goodies, Farbschnitten und Co auch mal tief durchatmen und selektieren.
Kurzum:
1. Bewusst auswählen: Nicht jedes Rezensionsexemplar annehmen. Lieber „nein“ sagen, wenn ein Buch nicht wirklich reizt.
2. Re-Reads erlauben: Lieblingsbücher nochmal lesen, ohne Verpflichtung, ohne Review. Einfach so.
3. Offline lesen: Ohne Notizen, ohne Gedanken an die spätere Rezension. Nur du und das Buch.
4. Offene Kommunikation: Auch mit Verlagen und Kooperationspartnern. Viele haben Verständnis, wenn es mal länger dauert. Wir sind Menschen, keine Lesemaschinen.
5. Lesezeit zu zweit: Nimm dir eine Lesezeit mit Freunden. Macht ein Picknick und trefft euch zum Lesen. Quatscht über eure Bücher und genießt die Zeit außerhalb von Social Media. (auch online möglich für diejenigen, die weiter weg sind. Trefft euch zu zweit online, macht Snacks und Trinken fertig und dann lest zu zweit).
Bloggen soll Freude machen.
Lesen ist keine Challenge, die man gewinnen muss.
Es ist ein Rückzugsort, ein Abenteuer, eine Pause vom Alltag. Und wenn wir das Gefühl haben, es wird zu viel, dann dürfen wir langsamer lesen, weniger posten oder ganz bewusst Pausen einlegen.
Denn: Lesegenuss ist kein Luxus. Es ist das Herzstück unseres Hobbys.
Wie gehst du mit Lesedruck um? Hast du Strategien, um den Spaß am Lesen zu bewahren? Schreib mir gerne in die Kommentare oder auf Instagram – ich freue mich auf den Austausch!
Hey Nadine,
AntwortenLöschenvielen, vielen Dank für deine Worte, die mir direkt aus dem Herzen sprechen. Bevor ich angefangen habe zu bloggen, hätte ich mir niemals vorstellen können, über 100 ungelesene Bücher zu Hause zu haben, ich hätte mir niemals vorstellen können, dass Hypes und Trends mein Leseverhalten so beeinflussen und ich danach meine Bücher kaufe, ich wollte nicht dazu gehören, sondern lesen, was mir in die Hände fiel, hab gekauft, was in der Buchhandlung gerade auslag, während ich heute mit einem genauen Plan in den Buchladen gehe. Es ist nicht alles schlecht, viele der Bücher, die ich lese, gefallen mir sehr gut und vielleicht hätte ich sie ohne das bloggen niemals gelesen. Aber ich merke auch den Druck, mehr Bücher lesen zu müssen, jede freie Minute lesen zu müssen, schneller lesen zu müssen. Aber ich bin auch wahnsinnig dankbar für die Community und die Gemeinschaft, für die Buchempfehlungen und das teilen des Hobbys.
Guten Morgen :)
AntwortenLöschenHm, also als ich zur Schule ging (ich bin Baujahr 1975), war Lesen einfach normal und gehörte dazu ^^ Ich hab mich da zum Glück nie als Außenseiter fühlen müssen :) Aber Lesekreise oder sowas gab es natürlich (noch) nicht, zumindest nicht das ich wüsste.
In meinen ersten Bloggerjahren hab ich den Druck auch noch gespürt, bzw. hab ich ihn zugelassen. Ich hab zwar keine Verpflichtung gefühlt, jedes Autorenangebot annehmen zu "müssen", aber ich hab natürlich gerne experimentiert mit den vielen Büchern und mich gefreut, wenn man auf mich zukam. Aber das hat dann nach der ersten Zeit nachgelassen. Ich hab ja keine Verpflichtung und es ist meine Lesezeit, mein Hobby, mein Blog, und was ich lese oder schreibe ist meine Sache :)
Mein SuB ist mittlerweile relativ klein im Vergleich zu anderen, aber da hab ich schon manchmal das Gefühl der Überforderung bzw. eher noch, wenn ich meine endlos lange Wunschliste anschaue *lach* So viele Bücher, die ich gerne noch lesen möchte... aber da lerne ich auch schon seit Jahren, mich mehr im Jetzt zu fühlen und mich darauf zu konzentrieren, was ich jetzt mache und jetzt lese - und nicht irgendwann.
Ich kenne natürlich auch den Druck, bloggen zu wollen, dabei zu bleiben, neue Beiträge zeigen zu wollen etc. ich denke, so eine Phase hat oder hatte jeder von uns mal. Davon sollte man Abstand nehmen, denn wie gesagt: es ist ein Hobby und sollte Spaß machen :)
Liebste Grüße, Aleshanee